R = Radrennbahn

Im Stadtführer von 1903 kann man lesen: „Nordöstlich in diese grossartig angelegten Strasse (Fürstenstraße, heute Fetscherstraße A.d.A.) einlenkend, geniessen wir den Anblick verschiedener Industriepaläste und öffentlicher im Entstehen begriffener Bauwerke, und plötzlich entrollt sich unseren Blicken am Ausgange der vom Birkenwäldchen begrenzten Strasse die vom Verein für Radwettfahrten errichtete neue Rennbahn, ein Sportunternehmen ersten Ranges, im Hintergrund die Loschwitzer Höhenzüge mit ihrem weltberühmten, jeden Fremden bezaubernden anmutigen malerischen Panorama.“

Zwischen 1901 und 1909 fanden hier regelmäßig Radwettfahrten statt, teilweise sogar mit internationaler Beteiligung. Radrennfahrer wie die Weltmeister Thaddäus Robl, Robert Walthour, Piet Dickentman und Paul Guignard feierten hier viele ihrer Siege und Triumphe. Die Rennbahn diente auch als Veranstaltungsort, z.B. fanden hier Kundgebungen zum 1. Mai statt.

Die auf dem Gelände befindliche Gaststätte wurde von Carl Kämpe, dem Besitzer des damaligen Hotels „Sachsenhof“ am Barbarossa-Platz, bewirtschaftet.

Am 1. März 1907 war dem Verein durch die Kreishauptmannschaft ein Verbot von Rennen mit Motorführung auf der Vereinsbahn erteilt worden. Viele Beschwerden des Bürgerhospitals, des Stadtkrankenhauses sowie der Bewohner führten zur Verlegung der Rennbahn. 1909 wurde eine neue größere Rennbahn in Reick in unmittelbarer Nachbarschaft des Gaswerkes angelegt. Die Radrennbahn wurde nach einer Umgestaltung zum Stadion mit Rasenplatz ab 1912 durch den Sportverein „GutsMuts“ als Heimspielstätte benutzt.

Übrigens ist das damalige Pissoir, wohl der kleinste Erlweinbau in Dresden, bis heute erhalten geblieben. Zu DDR-Zeiten waren darin Bienenstöcke untergebracht.