Einst liegt im Gebiet der Johannstadt das Dörfchen Ranvoltitz. 1310 wird es in einer Urkunde Markgraf Friedrichs erstmals genannt.
Bis ins 19. Jahrhundert gibt es auf Johannstädter Gebiet nur wenige Anwesen, meist große Güter mit Schankrecht, die von den Dresdnern gern besucht werden. Erwähnt sei hier das am Fluss liegende Schlösschen Anton. Zwischen den Feldern liegen das Gut Stückgießers und das beliebte Ausflugslokal Lämmchen.
Dem späten Baubeginn der Johannstadt folgt ein rascher Ausbau. Neben einem rechtwinkligen Straßenraster werden Diagonalstraßen und Plätze eingefügt.
Zur Jahrhundertwende zählt die Johannstadt so viele Einwohner, dass die umliegenden Kirchgemeinden die Gläubigen nicht mehr aufnehmen können. Der Neubau der 1892 geweihten Trinitatiskirche schafft Abhilfe. 1898 plant man eine weitere Teilung und beginnt 1901 mit dem Bau der Andreaskirche.
1880 zählt man 940 Johannstädter. Zwanzig Jahre später sind es bereits 52.161 Bewohner. Vor dem 2. Weltkrieg werden es 57.000 sein. Mit steigender Einwohnerzahl entstehen in der Johannstadt viele Bildungseinrichtungen von regionaler und überregionaler Bedeutung.
Öffentliches Leben blüht auch in Gastwirtschaften, Vereinen und Sportanlagen.
Das nahe gelegene Elbufer bietet Raum für unterschiedliche Freizeitaktivitäten.
Mit den alliierten Luftangriffen vom 13. bis 15. Februar wird die Johannstadt fast völlig zerstört, tausende Menschen verlieren ihr Leben.
Die Johannstadt ist die größte zusammenhängende Trümmerfläche Dresdens.
Bereits zwei Tage nach dem Einmarsch der Roten Armee am 8. Mai 1945 formiert sich eine provisorische Stadtverwaltung. Ihr obliegt die Planung zur Wiederherstellung der Versorgungseinrichtungen und die Trümmerbeseitigung.
Stadt und Pläne
Stadtpläne können verschiedene Zusammenhänge darstellen. In der Ausstellung WohnKultur ermöglichen Sie die Betrachtung der historischen Entwicklung, aber auch eine Analyse der Struktur, der Topographie.
In der Ausstellung WohnKultur nutzen wir historischen Karten um einen Einblick in die Entwicklung des Stadtteils zu geben. Da wo es um die zukünftige Entwicklung geht, nutzen wir Schwarzpläne, ein Werkzeug, das auch die Stadtentwicklung und die Stadtplaner nutzen. Alle Karten erzählen ihre eigenen Geschichten und sind detailreich in der Ausstellung zu sehen.
Die Analysepläne sind im Rahmen des Forschungsprojektes "Übergänge und Brüche in urbanen öffentlichen Räumen" am Institut für Städtebau der TU Dresden entstanden. © Dipl.-Ing. Boris Harbaum, Dresden, 2013
Hier werden alle Details des Stadtteils abgebildet. Es wird keine Gewichtung einzelner Aspekte vorgenommen.
Die radikale Reduzierung der Stadt auf bebaute und unbebaute Flächen ist ein bewährtes Mittel der Plananalyse.
Vor der Zerstörung 1945 war die Johannstadt eng bebaut, die Innenhöfe waren geschlossen. Das Bild unterscheidet sich deutlich von den einzeln stehenden Striesener Villen. In den Innenhöfen waren Gewerbebetriebe ansäßig. Trotz der Reduzierung kann man unschwer die Erschließung erkennnen.
Nach der Beräumung der Johannstadt blieben nur noch wenige Vorkriegsgbäude. Die Freiräume der Karte zeigen auch die Freiräume der Planer auf.
Der Schwarzplan der heutigen Johannstadt zeigt, wie durchlässig der Stadtteil geworden ist. Es ist gar nicht mehr so einfach, die Strassenzüge zu verfolgen. Und man kann gut den Anschluss der Nachkriegsbebauung an die wenige Vorkriegsbauten erkennen.